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Generalversammlung 2023: Finanzplatz stellt Stabilität unter Beweis

Der Finanzplatz Zürich zeigt sich auch nach der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS in guter Verfassung. Dies zeigt unter anderem das im September erschienene Banken­barometer 2023 der Schweizerischen Bankiervereinigung in aller Deutlichkeit. Dass der Niedergang der zweitgrössten Bank des Landes dank dem entschlossenen Vorgehen aller Beteiligten ohne negative Auswirkungen auf das schweizerische oder gar das internationale Finanzsystem bewältigt werden konnte, zeugt von der Stärke und Stabilität des politischen Systems und des Finanzplatzes.

Bei aller berechtigten Enttäuschung, Erschütterung oder auch Verärgerung darüber, dass die zweitgrösste Schweizer Bank – die Zürcher Traditionsbank – wegen Missmanagement unter­gegangen ist, sei es wichtig, den Finanzplatz Zürich in seiner Gesamtheit zu betrachten. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte dieser sein Wachstum fortsetzen. Mit diesen Gedanken eröffnete Präsident Daniel Hunziker die Generalversammlung 2023 des Zürcher Bankenverbandes. Er verwies dabei unter anderem auf das Bankenbarometer 2023 der Schweizerischen Bankier­vereinigung (SBVg), das im September erschienen ist. 

Daniel Hunziker, Präsident Zürcher Bankenverband

Der Geschäftserfolg 2022 der Schweizer Banken lag trotz deutlich gesunkenen Wertschriftenkursen und Verschiebungen von Kunden­vermögen praktisch auf Vorjahresniveau. Zum dritten Mal in Folge verzeichnete der Bankenplatz im Vorjahr mehr Beschäftigte. Deren Zahl nahm auch 2022 um weitere 1’429 Vollzeitstellen auf 92’019 Beschäftigte zu. Die positive Entwicklung halte auch im ersten Halbjahr 2023 an. Das Swiss Banking Outlook prognostiziere weiter steigenden Geschäftserfolg und Ertragschancen namentlich in den digitalen Kanälen und im Bereich Sustainable Finance. Diese Einschätzung des Schweizer Marktes lasse sich direkt auf den Bankenplatz Zürich übertragen, so Daniel Hunziker.

Zentrale Bedeutung des Finanzplatzes für den Standort Zürich

Mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung von über 30 Mrd. Franken erbringt der Finanzplatz Zürich über ein Sechstel der Wertschöpfung der gesamten Region und 40 Prozent des schweizerischen Finanzsektors. Von den 97’000 Arbeitsplätzen des Finanzplatzes entfallen gut 42’000 auf die Zürcher Banken. Weitere 25’000 Mitarbeitende sind in Fondsleitungen, an der Börse, in der Investment­beratung oder in anderen bankennahen Unternehmen beschäftigt. Damit bietet der Bankenplatz über 67’000 Arbeitsplätze, 6’000 mehr als vor der Finanzkrise. Hunziker führte aus, diese positive Entwicklung in Verbindung mit dem ausgeprägten Fachkräftemangel biete eine gewisse Gewähr dafür, dass der im Rahmen der Übernahme vorgesehene Stellenabbau der UBS keine höhere Arbeitslosigkeit auf dem Finanzplatz nach sich ziehen werde. 

«Branche muss Verantwortung übernehmen»

Mit Blick in die Zukunft ist es für den ZBV-Präsidenten zentral, das Scheitern der Credit Suisse aufzuarbeiten und die Regulierung gezielt zu stärken und zu verbessern – ohne sie aufzublasen. Es gelte, die Stabilität des Finanzplatzes weiter zu stärken, ohne die gesunden Banken zu schwächen. Der aktuelle Bericht der Expertengruppe Bankenstabilität zeige die Richtung auf. Überzogene Forderungen der ersten Stunden gelte es weiterhin abzuwehren. Dabei stehe die Branche in der Verantwortung, von sich aus geeignete Verbesserungen einzubringen. «Fehlentwicklungen und Exzesse müssen vermieden und gezielt bekämpft und Vertrauen wiederhergestellt werden», so Daniel Hunziker. Dabei sei unter anderem ein offener Dialog mit Behörden und Politik wichtig. Dies wiederum setze Partner in der Politik voraus, die für diesen Dialog offen seien und die einen starken Bankenplatz als wichtigen Pfeiler unserer Wirtschaft und unseres Wohlstands anerkennen. Auch deshalb habe der ZBV sowohl für die kantonalen Wahlen Anfang Jahr als nun auch im Hinblick auf die National- und Ständeratswahlen vom 22. Oktober Kandidatinnen und Kandidaten aktiv empfohlen und unterstützt, die sich für einen starken Finanzplatz einsetzen. 

Veränderungen im Vorstand 

Auswirkungen hat die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS auch auf den Vorstand des ZBV. Daniel Hunziker kündigte an, dass die neue UBS ab nächstem Jahr nur noch mit einem Mitglied im Vorstand vertreten sein werde. Vorstand und Ausschuss werden die Zeit bis zur nächsten General­versammlung nutzen, um die künftige Besetzung von Vorstand und Ausschuss zu regeln. 

Bereits auf die Generalversammlung 2023 ihren Rücktritt erklärt haben die langjährigen Vorstands­mitglieder Markus Graf (Lienhardt & Partner Privatbank), Peter Luginbühl (Zürcher Kantonalbank) und Christian Siegfried (Baumann & Cie, Banquiers). Der Vorsitzende dankte den Zurücktretenden für deren langjährigen Einsatz für den Verband. Sowohl Markus Graf als auch Peter Luginbühl gehörten bereits dem am 22. September 2010 mit der Reorganisation des Verbands erstmals ad personam gewählten Vorstand des Verbandes an und wirkten bereits vorher während langen Jahren als Vertreter ihrer Bank im Führungsgremium mit. Christian Siegfried wirkte seit 2017 im Vorstand mit. Als neue Vorstandsmitglieder einstimmig gewählt wurden Myriam Burtscher (Marktgebiets­leiterin Zürich City, Zürcher Kantonalbank) und Duri Prader (CEO, Lienhardt & Partner).

Aktiv Lösungsvorschläge einbringen 

Als grosse Zäsur bezeichnete auch Gastreferent Roman Studer, CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung, den Niedergang der Credit-Suisse. Neben den beiden Topthemen Sustainable und Digital Finance habe die Aufarbeitung dieses Falls für seinen Verband höchste Priorität. Nicht zu beschönigen sei, dass das Scheitern der Credit Suisse durch jahrelanges Missmanagement, Defizite in der Risikokultur und «grosse Unfälle» verursacht worden sei, die zu einem tiefgreifenden Vertrauensverlust geführt hätten. Nun gelte es, diese Fehlentwicklungen sauber aufzuarbeiten und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Erfreulich ist für Roman Studer, dass sich die Politik nicht zu Schnellschüssen habe verleiten lassen, wie dies erste Forderungen hätten befürchten lassen. Das erhöhe die Chance, dass neue Eingriffe nur für klar identifizierbare Probleme beschlossen würden und die Medizin nicht schädlicher werde als die Krankheit selbst. Mit Bezug auf Fragen der Aufsicht meinte Roman Studer: «Wir brauchen ein feineres Ampelsystem, damit saniert werden kann, bevor es zu spät ist.»

Roman Studer, CEO Schweizerische Bankiervereinigung

Die Warnung vor überzogenen Massnahmen gilt für Roman Studer insbesondere auch für Regulierungsfragen. Als zentrales Problem habe sich die mangelnde Liquidität gezeigt. In diesem Bereich müsse genau hingeschaut und allenfalls die Regulierung angepasst werden. Das Gleiche gelte für die Themen Vergütungen, Verantwortlichkeiten und die To-Big-to-Fail-Regulierung. Zu all diesen Fragen gebe es Dutzende Vorstösse im nationalen Parlament – zielführende und weniger zielführende: «Der Giftschrank ist offen», meinte Roman Studer. Und er fügte hinzu: «Wir müssen proaktiv Vorschläge einbringen, damit zielführende Massnahmen beschlossen werden – und keine schädlichen.»

Andreas Schürer / cb

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