Überzogene Regulierung setzt den Finanzplatz aufs Spiel
Mit den heute präsentierten Vorschlägen konkretisiert der Bundesrat wichtige Lehren aus der CS-Krise, welche die Stabilität des Schweizer Finanzplatzes weiter
Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung, und Daniel Hunziker, Präsident des Zürcher Bankenverbands, sehen den Finanzplatz gewappnet für herausfordernde Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Und sie machen auf Chancen und Gefahren aufmerksam.
Die Ausgangslage ist sehr gut – und nun stehen entscheidende und herausfordernde Jahre bevor. So lässt sich das Referat von Marcel Rohner zusammenfassen, der am Dienstag an der diesjährigen Generalversammlung des Zürcher Bankenverbands im Atrium der Zürcher Kantonalbank an der Bahnhofstrasse als Gast auftrat. Rohner, ehemaliger CEO der UBS und heute unter anderem Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung, Verwaltungsrat der Bank Union Bancaire Privée und Vizepräsident von Economiesuisse, sagte: «Die Verbandsarbeit ist für die Banken wichtiger geworden.» Es liege im Trend, einen künstlichen Gegensatz zwischen Wirtschaft und Gesellschaft zu bewirtschaften. Das sei nicht nachvollziehbar – «wir sitzen alle im gleichen Boot». Dies müsse energisch und glaubwürdig aufgezeigt werden. Der Zürcher Bankenverband mache das mit vielen Initiativen vorbildlich.
Sein Ziel als Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung sei dazu beizutragen, dass der Finanzplatz wachse. Mehr Arbeitsplätze, mehr Wertschöpfung – das müsse die Losung sein, im Interesse der Banken, aber auch im Interesse des Landes. Um dies zu untermauern, nannte Rohner eindrückliche Zahlen: 70,5 Milliarden Franken betrug im Jahr 2019 die Wertschöpfung des Finanzplatzes, insgesamt wurden Steuern in der Höhe von 19 Milliarden Franken gezahlt. Oder anders ausgedrückt: «Jeder achte Steuerfranken stammt vom Finanzplatz.» Zudem beschäftige der Finanzplatz in der Schweiz rund 220’000 Menschen, 150’000 Arbeitsplätze entfielen auf den Bankenplatz und assimilierte Unternehmungen. Rohner kommentierte die Zahlen so: «Es ist zentral, dass eine Branche mit einer solcher Bedeutung prosperiert.»
Als wichtige Standortfaktoren identifizierte Rohner vier Bereiche. Als ersten Punkt nannte er eine hohe Wettbewerbsintensität – nötig seien gleiche Regeln für gleiche Geschäfte und tiefe Markteintrittsbarrieren. Wichtig sei zweitens internationale Wettbewerbsfähigkeit. Der Schweizer Finanzplatz müsse als Einheit auftreten und dank dualer Bildung und Spitzen-Universitäten den weltbesten Talent-Pool bieten. Und angestrebt werden müsse möglichst freier Marktzugang. Dazu gelte es, auch mit London und Singapur zusammenzuspannen: «Sie sind zwar Konkurrenten, aber wesensverwandte Finanzplätze, die gegenüber dem Rest der Welt die gleichen Interessen haben wie wir.»
Im Verhältnis mit der EU, die aktuell protektionistisch geprägt sei, gelte es Ausdauer zu zeigen und in der jetzigen Phase unter anderem auf institutsspezifische Ansätze zu setzen. Als dritten Punkt führte Rohner resiliente Finanzinstitute auf und betonte, dass die Kapitalkraft der Schweizer Banken inzwischen weit über den Minima liege und auch im internationalen Vergleich stark sei. Und viertens sind für den Präsidenten der Schweizerischen Bankiervereinigung ein offener Arbeitsmarkt und attraktive Steuern wichtig – namentlich sei die Transaktionssteuer abzuschaffen und die Verrechnungssteuer möglichst abzubauen.
In der munteren Fragerunde kam die Sprache unten anderem auf das Äquivalenzabkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien und auf das Thema Nachhaltigkeit. Zu Ersterem meinte Rohner: «Es ist bekannt, dass dieses Abkommen zwischen Bern und London mit Hochdruck verhandelt wird. Wir haben grösstes Interesse, dass es zu Stande kommt.» Bezüglich Nachhaltigkeit sagte Hans-Peter Portmann, FDP-Nationalrat und Vizepräsident im ZBV: «Für die Schweiz ist es eine grosse Chance, in diesem Bereich weltweit führend zu werden.» Und er empfahl den rund 80 Anwesenden: «Wenn das Thema bei euch noch in den Kinderschuhen stecken sollte – macht fünf Schritte vorwärts.» Marcel Rohner doppelte nach: «Wenn einer mit einer geerbten Million Franken in eure Bank kommt, darf nicht mehr passieren, dass das Wort Nachhaltigkeit in der Beratung nicht fällt.»
Die Bedeutung des Finanzplatzes betonte in seinem Referat auch Daniel Hunziker, Präsident des Zürcher Bankenverbands und Head Institutional Clients sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse (Schweiz) AG. Die Wertschöpfung der Banken steige, erstmals seit der Finanzkrise seien wieder mehr Beschäftigte in dieser Branche tätig und es sei nicht mehr so, dass Versicherungen zulegen und Banken schrumpfen würden. Die sei erfreulich und ein Ansporn, den Standort Zürich auch in den nächsten Jahren zu stärken. Wichtig dafür seien unter anderem ein weiterhin guter Austausch mit der Politik in Stadt und Kanton Zürich sowie mit der Wirtschaft generell im Rahmen der Initiative «Gemeinsam für Zürich», die Finanz- und Werkplatz zusammenführen soll. Wichtig für den Verband sei zudem die Revision der KV-Lehre. Hunziker sagte: «Unser Ziel ist, dass die KV-Lehre ihren Stellenwert und ihre hohe Qualität als Grundausbildung behält und sie eine gute Alternative zum Gymnasium bleibt.» Als Herausforderungen der Zukunft strich Hunziker die Digitalisierung und das Thema Nachhaltigkeit hervor – und ergänzte: «Zudem müssen wir attraktiv bleiben für junge Leute, auch bezüglich Arbeitsmodellen.»
Geschäftsführer Christian Bretscher ging in seinem Teil auf die konkreten Aktivitäten des Zürcher Bankenverbands ein – auf diverse Veranstaltungen, die auch online rege nachgefragt waren, die neu gestaltete Webseite und die kontinuierliche Informationsarbeit in klassischen und neuen Medien wie Facebook, Twitter, LinkedIn und Xing. Bezüglich des Einsatzes für die KV-Lehre meinte Bretscher: «Stand heute sind wir zuversichtlich, dass es auch in Zukunft eine hochwertige Banklehre geben wird und dass namentlich das erfolgreiche neue Modell der KV-Berufsmaturität Fokus die KV-Reform überdauert.» Das breite mediale Echo auf den Einsatz des Zürcher Bankenverbands in der Vernehmlassung zeige zum einen, dass der Verband wahrgenommen werde, und verdeutliche zum anderen, wie tief verankert die KV- inLehre sei. Sehr wirksam und wichtig sei die Arbeit der fünf Kommissionen des Verbands, die nur dank dem Milzeinsatz der Mitglieder geleistet werden könne.
Im geschäftlichen Teil der Generalversammlung kam es zudem zu einem Wechsel im Vorstand: Neu gewählt wurde Katrin Koch (Bank Vontobel). Sie ersetzt Michèle Schnyder (ebenfalls Bank Vontobel), deren Mitwirkung herzlich vedankt wurde.
Auch der Humor kam nicht zu kurz an der Generalversammlung. In seiner Begrüssung sagte Peter Luginbühl, Vizepräsident des ZBV und Gastgeber seitens der Zürcher Kantonalbank, dass der Kanton Zürich prosperiere – «wir sind auf dem Weg von 1,6 zu 2 Millionen Zürchern». Das biete Chancen, sei bezüglich Raumplanung und Finanzierung der Infrastruktur aber auch eine Herausforderung. Marcel Rohner sieht darin eine Herausforderung anderer Art, wie er in seinem Referat einleitend – und schmunzelnd – anmerkte: «Zwei Millionen Zürcher – diese Vorstellung muss ich als Aargauer zuerst verdauen.» Beim Apéro im Anschluss an die Versammlung, offeriert von der Zürcher Kantonalbank, gab es dazu eine erste Gelegenheit.
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