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Steht die Banklehre vor dem Aus?

Die laufende Revision droht das Niveau der kaufmännischen Berufslehre empfindlich zu senken, gefährdet das Erfolgsmodell Berufsmaturität und zielt an den Erfordernissen der kaufmännischen Berufswelt vorbei.

Der Zürcher Bankenverband fordert massgebliche Anpassungen des vorliegenden Modells «Kaufleute 2022».

Unter dem Titel «Kaufleute 2022» hat die Schweizerische Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen (SKKAB) eine Vorlage zur Revision der Berufslehre «Kauffrau EFZ/Kaufmann EFZ» erarbeiten lassen. Mit einer öffentlichen Anhörung bot das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) nun erstmals allen betroffenen Kreisen die Möglichkeit, die konkreten Revisionsabsichten im Detail zu prüfen und dazu Stellung zu nehmen.

Aus Sicht des Zürcher Bankenverbandes, dessen Mitglieder über 90 Prozent der Banklehrstellen im Kanton Zürich anbieten, weist die Vorlage schwerwiegende Mängel auf, welche die Zukunft der Banklehre ernsthaft gefährden. Stossend ist dabei der Umstand, dass die frühzeitig eingebrachten Bedürfnisse und Bedenken der Branche weitgehend unberücksichtigt blieben.

Daniel Hunziker, Präsident des Zürcher Bankenverbandes, bringt seine Besorgnis zum Ausdruck: «Die KV-Lehre ist ein klassischer Einstieg in die Finanzwelt und die Banklehre ist eine Berufsausbildung, die Grundlage für eine erfolgreiche Laufbahn in den unterschiedlichsten Bereichen bilden kann. Ohne massgebliche Verbesserungen gefährdet die laufende KV-Revision beides.»

Fehlendes wirtschaftliches Grundlagenwissen

Die KV-Revision will den Fokus der Ausbildung von den klassischen Fächern in Handlungskompetenzbereiche verlagern. Bisherige Fächer wie Deutsch, Wirtschaft/Recht sowie Fremdsprachen sollen in Themenblöcken wie «Handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen», «Interagieren in einem vernetzten Umfeld» und «Gestalten von Kunden- oder Lieferantenbeziehungen» aufgehen oder in den Hintergrund gedrängt werden. Die Revision vernachlässigt dabei die Tatsache, dass kompetentes Handeln und kritisches Denken zwingend einen Kernbestand an Grundbildung und Allgemeinwissen voraussetzen. Die kaufmännische Lehre muss ein strukturiertes Grundlagenwissen in Wirtschaft und Recht vermitteln, um ein Verständnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge zu ermöglichen. Dieses strukturierte Grundlagenwissen ist zudem unabdingbare Voraussetzung für die Weiterbildung an Fach- und Hochschulen und damit für die berufliche Weiterentwicklung.

Niveauabbau und ungeklärte Zukunft der Berufsmaturität stellen Banklehre in Frage

Die geplante Zusammenlegung der Lehrprofile B und E sowie der Wegfall einer Promotionsordnung werden zwangsläufig zu einem Niveauabbau führen. Die vorgesehene Möglichkeit, durch die Wahl von Vertiefungsoptionen individuelle Schwerpunkte in der Ausbildung zu setzen, wird durch eine starre und verfehlte Verknüpfung mit den Handlungsfeldern im Lehrbetrieb unsinnig eingeschränkt. Zudem steht der Bankbranche – mit 3000 Lehrverhältnissen die drittgrösste KV-Branche – keine brauchbare Option zur Verfügung, welche den erweiterten Bedarf an wirtschaftlichen Grundlagen abdecken könnte.

Diese erheblichen Mängel stellen die direkte Anschlussfähigkeit an die ebenso beliebte wie wichtige Berufsmaturität 2 in Frage. Gleichzeitig fehlt nach wie vor ein Konzept für eine in die Lehre integrierte, attraktive und flexible Berufsmaturität 1. Beides hat fatale Auswirkungen auf die Banklehre, da die überwiegende Mehrheit der Lernenden ihre Erstausbildung mit der Berufsmaturität abschliesst und sich danach an Fachhochschulen weiterbildet. Wenn dieser Weg durch eine verfehlte Revision verschlossen oder erschwert wird, bedeutet dies das Ende der kaufmännischen Banklehre. Der Einstieg in die Finanzbranche wird dann über kurz oder lang nur noch über die Mittel- und Hochschulen möglich sein.

Für das erfolgreiche und international anerkannte duale Bildungssystem der Schweiz und für die heute sehr beliebte kaufmännische Lehre wäre es ein herber Verlust, wenn der Bildungsweg über die Berufslehre für leistungsfähige und -willige Schülerinnen und Schüler unattraktiv würde.

Konkrete Forderungen

Zur Behebung der bestehenden Mängel und Rettung des Projekts «Kaufleute 2022» fordert der Zürcher Bankenverband die folgenden konkreten Anpassungen an der aktuellen Vorlage

Vor dem Hintergrund dieses grossen Anpassungsbedarfes, insbesondere an den Berufsfachschulen, ist die angestrebte Einführung von «Kaufleute 2022» auf das Schuljahr 2022/23 unrealistisch. Eine Verschiebung um ein Jahr ist angezeigt und angesichts der ungebrochenen Beliebtheit der kaufmännischen Lehre und des hohen Niveaus der Praxisausbildung unproblematisch.

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